Dieses Foto zeigt die Urlkopf
Südostwand. Hier befinden sich die meisten Routen.
Links die “Nase” (9+) eine unglaublich spektakuläre Route durch die
Dächer der Urlkopfnase.
Rechts die “Hasta” (7-), eine der leichteren Touren am Urlkopf. Dazwischen
gibt es 26 Touren.
Insgesamt macht das 137 Seillängen und etwa 1200 Bohrhaken. Darunter
28 mal 6, 58 mal 7 und 30 mal 8.
Links ums Eck gibt es noch ein paar weitere Supertouren (“Neufundland”,
“Schneidige Indianer”,
“Perce Verance”).
Seit Jahren blickten wir - immer wenn wir auf dem Weg zur Steinplatte waren
- hoch zu den 5 km langen Wänden,
die die Loferer Alm nach Süden begrenzen („Sonnwand“). „Dort könnte
man doch sicher tolle Touren machen", war
unser immer wiederholtes Fazit. 1993 schließlich veröffentlichte
Klaus Zehetner im ROTPUNKT das Topo von
„Royal Flash" am Lachfeldkopf (östl. Eckpfeiler der Sonnwand). Sofort
zogen wir aus, diese Tour zu wiederholen und
fanden tolle Kletterei in bestem Fels. Damit begann die Erschließung
dieser Wände und des danebenliegenden Urlkopfs.
Inzwischen haben mehrere Erschließerteams eine Vielzahl von Touren
eröffnet, die mit zum Besten gehören, was es an
Sportklettereien in der Gegend gibt.
(Eine historische Nebenbemerkung: Erster „Bohrer" (Mai 1993) auf der Loferer
Alm (am Lachfeldkopf) war
Fidelius Scheidhacker, der sein Projekt jedoch nach der Veröffentlichung
von „Royal Flash" unvollendet ließ
und sich dem Urlkopf zuwandte. Heute sind dies die ersten beiden SL des
„Nachtschwärmer").
Das Potential dieser Wände ist riesig. Bis jetzt wurden aber nur die
beiden am leichtesten erreichbaren Ziele
- Lachfeldkopf Südwand und Urlkopf-Südostwand - erschlossen.
Der unermüdliche „Neufundländer"
Fidelius hat jedoch 1997 mit „Neufundland (8, A0)“ (am Tanzboden) ein weiteres
Massiv erschlossen.
Ab 2005 haben auch die Extremen (Ranggetiner, Huber, Unterwurzacher und Co.) mit
der Erschließung begonnen,
jedoch sind diese Touren für den Normalkletterer ungenießbar.
Charakter: Meist raue, wasserzerfressene, steile Platten. Gute
Fußtechnik von Vorteil. Aber auch Risse,
Verschneidungen, Dächer, ... Fast alles bombenfest. Die meisten Routen
haben mehr oder weniger häufig
Grasberührung, was aber selten wirklich stört.
Beste Jahreszeit: Wegen der relativ geringen Meereshöhe und
der südseitigen Ausrichtung ist es an heißen
Sommertagen nur Sahara-geprüften Kletterern zu empfehlen, die Wände
zu besuchen. Kühle Sommertage,
und vor allem Herbst- und Wintertage sind ideal. Zur Zeit der Schneeschmelze
(März, April, evtl. auch Mai)
sind die Wände länger nass. Ansonsten trocknen sie auch
nach längeren Regenfällen rasch ab. Ein paar
Sonnenstrahlen, und man kann den Wasserstreifen beim Verschwinden zusehen.
Länger nass sind nur die
Touren „Burschen“, „Mädel“, „Hilti“ und „Time to Move“, „Graues Buch“,
„Englishman“. Die gehen erst ab
Juni (bzw. nach intensivem Regen zwei Sonnentage abwarten).
Zustieg: Von Lofer auf der Mautstraße zur Loferer Alm fahren
(7 EUR). Konditionsstarke können natürlich
auch mit dem Mountainbike die Loferer Alm erklimmen (800 Hm, ca. 2 Std.).
Parken beim Haus Schönblick.
Dem Weg zur Lachfeldschneid folgen. Nach ca. 15 Min. erreicht man einen
Tümpel. Davor dem Weg nach
rechts folgend auf einen Sattel. Hier links, über die Almwiese dem
(meist feuchten) Weg folgen. Immer
geradeaus südwärts, bis man im lichten Wald oberhalb der Wand
die Abseilpiste über die Route "Graues Buch"
erreicht (80 Hm, ca. 30 Min.). 2 mal 50m abseilen. Am Wandfuß gemütlich
zu den Einstiegen. Bei starkem
Andrang kann man auch über die „Vive“ abseilen. Am rechten Rand des
Urlkopf kann man auch durch
Schrofen auf- bzw. absteigen (Notaufstieg!, II).
Erschließung: Die Routen wurden meist von oben erschlossen.
Von unten erschlossen wurden: die R‘haller Routen,
„Platenga“, „Schöne Tage“, „Perce“, „Nase“, „Wohngemeinschaft“, „Föhnfische“.
Alle Routen sind mit Bohrhaken
abgesichert. An allen Ständen stecken zwei Bohrhaken oder sie sind
geklebt. Die "R‘haller"-Routen haben teilweise
größere Bohrhakenabstände und erfordern einen Satz Stopper.
Übernachtung: Bitte nicht auf der Alm campen. Es gibt oben
mehrere Hotels.
Verhaltensregeln: Verhaltensregeln (und eine Zustiegsskizze) findet man hier.
Topos: Ein aktuelles (2009) Gesamttopo gibt es hier.
Adi Stocker (2010) Kletterführer
Steinplatte & Loferer Steinberge. Panico Verlag
Axel Jentzsch-Rabl (2008) Genussklettern Österreich Mitte.
Alpinverlag
Roland Norcen, Rudolf Kühberger (2006) Best of Extrem 1. Panico Verlag
Einige Topos gibt es auch bei Bergsteigen.at (Mädels,
Hilti, RH 1, Schöne Tage
(+Nase)).
Daneben hat Fidelius einen sagenhaften interaktiven Führer ins Netz
gestellt.
© Josef Brüderl und Fritz Amann,
2010